Schlossbrand - IG Schloss Ehrenstein

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Schlossbrand

Schlossbrand im Novemver 2013


Die Katastrophe – Schloss Ehrenstein in Flammen

In den letzten 20 Jahren erfolgten umfassende Restaurierungs- und Umbauarbeiten, um dem Schloss Ehrenstein und seinem Umfeld ein würdiges Aussehen verbunden mit neuer und zeitgemäßer Funktionalität zu geben. Diese Maßnahmen waren im November 2013   weitgehend abgeschlossen. Als letzte Maßnahme wurde der Turm dauerhaft stabilisiert und farblich zum Ensemble passend verputzt. Die ursprünglichen Holzeinbauten, wie z.B. die Treppe, oder mehrere Zwischenböden ersetzte man weitgehend durch eine Stahlkonstruktion. Die Turmuhr zeigte schon seit einigen Tagen wieder die aktuelle Uhrzeit in alle 4 Himmelsrichtungen an.
Im Dachgeschoss des angrenzenden Ostflügels war eine umfangreiche Ausstellung zur Geschichte des Truppenübungsplatzes in Ohrdruf eingezogen. Diese Exposition hatte besondere Bedeutung, da nach dem Abzug der russischen Truppen im Herbst 1992 fast die gesamte vorhandene Bausubstanz den Abrissbaggern zum Opfer gefallen war. Viele sehr detaillierte Modelle stellten das gesamte Truppenlager  im Zustand nach Ende des 2.Weltkrieges maßstabsgetreu dar. Mit dem Abschluss dieser letzten Arbeiten hatte das Schloss bis auf einige Bereiche im unteren Teil des Ostflügels seine vorgesehene Gestaltung und Nutzung weitgehend erhalten.
Im schönen Ambiente des Renaissanceschlosses gab es neben dem Museum einen Bürgersaal, eine Leihbibliothek, das Verwaltungsarchiv von Ohrdruf, Vereinsräume des Ohrdrufer Carneval Vereines, einen festlichen Rokokosaal und 2 Wohnungen.
Die historische nachempfundene Farbgebung besonders am Turm zog schon nach dem Abbau der oberen Gerüste den Blick von allen Seiten auf das Ensemble.


Das war die Situation, in der am Nachmittag des 26. November 2013 die Übergabe des letzten Bauabschnittes zur öffentlichen Nutzung erfolgen sollte. Einige Gerüste standen noch und die letzten Geräte und Materialien wurden am Vormittag abgeräumt.
Die Nacht zuvor war sehr frostig gewesen. Im Schattenbereich des Turmes klebten einige Werkzeuge und Materialien auf den eisigen Dachschiefern fest.
Um Zeit zu sparen setzten zwei Mitarbeiter einer Dachdeckerfirma zum Abtauen der Gerätschaften einen Gasbrenner ein…!!!

3 Minuten vor 12 Uhr unterbrach der zunächst unbemerkte Schwelbrand die Stromzufuhr für das Werk der Turmuhr. Die Zeiger blieben stehen – bis heute.
Im Gegensatz zu den stehenden Uhrzeigern überschlugen sich die Ereignisse kurz danach in sehr dramatischer Weise. Monteure, die unter dem Dach letzte Arbeiten ausführten, bemerkten die Rauchentwicklung und alarmierten sofort die Feuerwehr. Im gleichen Zug veranlassten sie die in der Turmwohnung lebende Familie zur Flucht.
Schon kurze Zeit später war das Feuer am Turm durch die Dachfläche gebrochen. Hohe Flammen schlugen in den sonnigen Himmel und dicker Qualm breitete sich aus.
Das knistertrockene Holz der Dachkonstruktion und uralte dicke Staubschichten im Gebälk begünstigten ein rasantes Ausbreiten der Flammen nach 2 Seiten.
Das Dach des Südflügels war beim Bau des Schlosses als durchgehende Halle angelegt worden. Hier erfasste das Feuer sehr schnell und mit verheerender Zerstörungskraft den gesamten Bereich. Die sich dabei entwickelnde enorme Hitze zerstörte die darunterliegenden Räume mit wertvollen Exponaten aus dem Museum.
In dieser Situation rückten Feuerwehren und THW aus dem gesamten Kreisgebiet zur Brandbekämpfung an. Alle verfügbaren Drehleitern wurden für die Löschangriffe nach Ohrdruf gebracht. Das hohe Tempo der Brandausbreitung verhinderte Rettungsversuche für das Museumsgut oder den Besitz der 2 Familien vollständig. Löschversuche im Inneren des Südflügels mussten wegen zu hoher Gefährdung der Einsatzkräfte durch Rauch, Hitze und herabstürzende Balken abgebrochen werden. Letztendlich konnte man hier nur alle Kräfte darauf konzentrieren, das Übergreifen der Flammen auf den Westflügel zu verhindern. Eine Trennmauer begünstigte dieses Vorhaben erheblich. Aber unmittelbar daneben wirkte ein Treppenhaus wie ein Kamin. Das Feuer brach bis in die unteren Etagen durch und vernichtete u.a. eine der Wohnungen. Große Mengen Wasser und Löschschaum  stoppten die Brandausbreitung an dieser Stelle dann doch noch. Somit war der größte Teil des Westflügels gerettet.
Ähnlich dramatisch war die Entwicklung im Ostflügel. Dort verhinderte die Verkleidung der Decken und Wände des Ausstellungsraumes für die Truppenübungsplatzmodelle den Zugang zur brennenden Dachkonstruktion. Der Brand breitete sich zwischen der Wandverkleidung und dem Dach zwar etwas langsamer aber auch verheerend aus. Mit dem unvermeidlichen Einsturz der Dachkonstruktion erreichte die Hitze des Feuers trotz brandhemmender Baumaterialien die Decke der darunter liegenden Etage mit der Leihbibliothek. Das Durchbrennen in diese Räume konnte mit hohem Einsatz der Feuerwehren verhindert werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Brandbekämpfung  war die Ecke zwischen Ost – und Nordflügel. Das Übergreifen der Flammen auf den noch unversehrten Nordflügel sollte mit allen Mitteln verhindert werden. Letztendlich führte das entschlossene Handeln mit allen verfügbaren Kräften und Mitteln zum Ziel. An der Giebelwand zum Nordflügel kam das Feuer zum Stehen.
Im Schichteinsatz bekämpften die herangezogenen Einsatzkräfte des gesamten Kreisgebietes mehr als zwei Tage lang das Feuer und versteckte Glutnester. Als Glücksfall erwies sich in dieser Situation der Umstand, dass man Treppen und Böden des Turmes durch Stahlkonstruktionen ersetzt hatte. Brandschutztüren sicherten diesen Bereich zusätzlich. Somit gab es nur vergleichsweise geringe Schäden, obwohl die Katastrophe unmittelbar daneben ihren Ausgang hatte.
Das Ausmaß der Zerstörung war nach Abschluss der Löscharbeiten unübersehbar und ist im vollen Umfang bis heute noch nicht zu bemessen. Der komplette Dachstuhl des Ost- und Südflügels ist vernichtet. Ein Drittel des Daches über dem Westflügel ist ebenfalls zerstört, der Rest vom Wasser durchtränkt.
Alle Gebäudemodelle und Ausstellungsstücke zur Geschichte des Truppenübungsplatzes fielen in Schutt und Asche. Das Löschwasser machte die Bestände der Leihbibliothek vollständig unbrauchbar. Die im Südflügel untergebrachte Ausstellung von Spielzeugen und Schaukelpferden verbrannte bis auf traurige Reste. Von einmaligen Messemustern blieb buchstäblich nichts übrig. Zwei Wohnungen gingen in Feuer und Wasser unter. Die Bewohner verloren ihre gesamtes Hab und Gut. Ähnlich erging es dem Ohrdufer Carnevals Verein. Die von den Narren genutzten Räume befanden sich im Erdgeschoss. An einigen Stellen war das Feuer durch die Zimmerdecke bis dahin durchgebrochen. Als Folge der Einwirkung von  zwangsläufig großen Löschwassermengen gingen alle Kostüme und die Tontechnik verloren.     
Außer im Nordflügel sind alle Gebäudeteile durch Löschwasser durchweicht. Zur Trocknung müssen Wände, Decken und Fußböden geöffnet und belüftet werden. Das ist nach der Beseitigung des Brandschuttes gegenwärtig der Zustand in dem sich das Schloss befindet.
Bauwerksalterung und -verschleiß sorgen dabei immer wieder für unangenehme Überraschungen. Dazu gehören z.B. verbogene oder angefaulte Deckenbalken. In seiner heutigen Form steht das Bauwerk schließlich seit ca. 1570.  Ohne die mit dem Brand zusammenhängenden Aufräumarbeiten hätte man diese Befunde wahrscheinlich erst nach vielen Jahren  bemerkt und dann mit lokalen Reparaturen abgeändert. Aber unter den Bedingungen des Wiederaufbaues sind sie nicht hinnehmbar und müssen in einem Zug beseitigt werden.
In der Folge steigt der Aufwand für den Wiederaufbau deutlich über die von den Versicherungen für die Brandschäden zu erwartenden Beträge. Eine Gesamtübersicht über den Versicherungs- und den Folgeschaden ist nur schrittweise nach eingehenden Untersuchungen möglich. Man rechnet mit verlässlichen Zahlen bis zum Ende des Jahres.
Vorläufige Schätzungen liegen bei einem Betrag von mehr als 10 Millionen €.
Für die Finanzierung der nicht durch die Versicherung gedeckten Arbeiten muss die Stadt aus eigenen Mitteln und aus allen erschließbaren Quellen noch viel Geld auftreiben.
Auch Spenden von Privatpersonen und Firmen werden gesammelt.
Wie groß das Interesse der Ohrdrufer und vieler Bürger, Firmen und Organisationen aus der ganzen Bundesrepublik am Wiederaufbau des Schlosses Ehrenstein ist, zeigt der ständige Zuwachs auf den entsprechenden Konten.

Bisher sind bereits Spenden in einer Höhe von mehr als 100 T€  eingegangen.

Folgende Spendenkonten wurden eingerichtet:
Kreissparkasse Gotha/Zweigstelle Ohrdruf
IBAN: DE39 8205 2020 0500 0000 69
BIC: HELADEF1GTH
VR Bank Westthüringen e G/Zweigstelle Ohrdruf
IBAN: DE68 8206 4038 0000 2930 91
BIC: GENODEF1MU2

Jeder Betrag hilft beim Wiederaufbau eines der schönsten Renaissanceschlösser unseres Landes.
Ohrdruf März 2014
Wilfried Nitsche







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